Modellstandortübergreifender Erfahrungsaustausch in Koblenz

Im Mai 2014 wurde das Projekt „Jugendfeuerwehr auf Inklusionskurs“ mit Förderung durch Aktion Mensch begonnen. In einem ersten Schritt wurde der Ablauf für das Projekt, welches über drei Jahre gefördert wird, festgelegt. In Rheinland-Pfalz wurden anschließend drei Modellstandorte gesucht, welche sich am Projekt aktiv beteiligen. Mit den Jugendfeuerwehren aus den Kreisen Alzey-Worms, Cochem-Zell und Mayen-Koblenz gemeinsam mit Neuwied waren diese schnell gefunden.

Führung über das Übungsgelände der LFKS
Führung über das Übungsgelände der LFKS

Nunmehr läuft das Projekt seit einem guten Jahr und es wurde zu einem ersten gemeinsamen Erfahrungsaustausch, der bewusst über zwei Tage angelegt war, auf die Geschäftsstelle nach Koblenz eingeladen. Nachdem die Teilnehmer am Freitagnachmittag angereist waren, wurden sie von Projektleiterin Meike Kurtz und der Prozessbegleiterin Heide Determann begrüßt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erfolgten die Hinweise zum Ablauf des Erfahrungsaustausches. Anschließend besuchten die Teilnehmer die benachbarte Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule Rheinland Pfalz (LFKS), wo sie auch übernachteten. Ronald Eppelsheim erläuterte den Schulbereich und führte durch Lehrsäle für die Ausbildung zur Führungskraft, in denen Planübungen an Tischen mit Modellen durchgeführt werden können, durch Lehrsäle für die Funkausbildung oder durch Besprechungsräume für die Technische Einsatzleitung sowie durch Fahrzeughallen mit verschiedensten Spezialfahrzeugen.

beeindruckende Feuerwehrtechnik der LFKS
beeindruckende Feuerwehrtechnik der LFKS

Weiter ging die Führung über das Übungsgelände, auf dem beispielsweise an Bahnwaggons sowie an LKW unterschiedlichste Szenarien dargestellt und das Retten von Personen aus unterschiedlichsten Gefahrenlagen geübt werden können. Viele der Teilnehmer waren erstaunt über die Möglichkeiten, welche die LFKS bietet.

Polonaise während der Inklusiven Disco
Polonaise während der Inklusiven Disco

Sodann ging es weiter nach Mayen zu einer „Inklusiven Disco“ für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Bereits nach kurzer Zeit tanzte man gemeinsam eine Polonaise durch die Veranstaltungsräume. Inklusion wurde pur und ohne Berührungsängste gelebt.

Am Samstag begann ein vielfältiger Erfahrungsaustausch, an dem der stellvertretende Landesjugendfeuerwehrwart Jörg Michel, der Fachbereichsleiter Dietmar Frondorf (Landesfeuerwehrverband RLP), Alfred Langen (Special Olympics und Koordinator „Netzwerk Inklusion MYK“), die Referenten Bettina Lenz, Eva Rapp und Tobias Härtling sowie Jörg Freytag und Dieter Ferres (Jugendfeuerwehr RLP) teilnahmen.

In einer ersten Diskussionsrunde wurden die Wünsche zusammengetragen, welche die Jugendlichen und anderen Teilnehmer vom Projekt haben. Besonders die Akzeptanz der Inklusion bei anderen Jugendfeuerwehren und den Freiwilligen Feuerwehren, sowie deren Verantwortlichen und Trägern war ein herausragender Wunsch. Auch die mediale Aufarbeitung und Publikation wurde sich verstärkt gewünscht. Ein weiteres wichtiges Anliegen war, dass für die Mitglieder mit Beeinträchtigung die Teilhabe an Wettbewerben (z. B. Leistungsspange) hinsichtlich der Erreichbarkeit der Gruppenergebnisse ermöglicht wird. Das Projekt „Jugendfeuerwehr auf Inklusionskurs“ (JF-RLP) und „Handicap – na und!“ (LFV-RLP) sollte intensiver durch Informationsveranstaltungen z. B. über die Kreisverbände vorgestellt und beworben werden.

Eine Unterrichtseinheit behandelte das Thema „Übungsgestaltung für Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen“. Ziel war es, unterschiedlichste Lernmethoden und Bedürfnisse zu erarbeiten. Wie bilde ich Menschen mit Beeinträchtigung in der Jugendfeuerwehr oder Feuerwehr aus. Worauf muss ich achten und was kann ich tun, wenn es einmal zu Spannungen kommt. Die Ergebnisvielfalt überraschte. Jeder Mensch, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, lernt anders – Lernen ist individuell! Abschließend boten die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, unter ihnen auch Projektmitarbeiter Christopher Zill, ihre Hilfe an. Grundsätzlich kann dort angefragt werden, sobald es Fragen zum Thema oder darüber hinaus gibt.

Besuch Rösch Erfahrungsaustausch
Projektleiterin Meike Kurtz im Dialog mit Matthias Rösch

Nach der Mittagspause stand Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen den 25 Teilnehmern zur Verfügung. Zunächst berichtete er über seinen Aufgabenbereich. Beeindruckt zeigte er sich, dass sich in der Jugendfeuerwehr Jugendliche so intensiv mit dem Thema Inklusion befassen. Er berichtet auch von seinem Unfall, seit dem er sich mit einem Rollstuhl fortbewegegt. Auch gab er den Jugendlichen die Möglichkeit, sein speziell für ihn umgebautes Fahrzeug zu besichtigen, in dem man mit dem Rollstuhl bis ans Lenkrad fahren kann.

Matthias Rösch zeigt das speziell für ihn umgebaute Fahrzeug
Matthias Rösch zeigt das speziell für ihn umgebaute Fahrzeug

Die von den Teilnehmern gestellten Fragen, auch persönlicher Natur, beantwortete er offen und informativ. Es wurden viele Tipps gegeben, wie man Menschen mit Beeinträchtigung „richtig“ begegnet. Die Verantwortlichen der Modellstandorte Sabrina Seewald, Horst Klee und Carsten Möller stellten ihre bisher gemachten Erfahrungen vor. Zum Abschluss der Diskussionsrunde wünschte er den Teilnehmern bei der Umsetzung des Projektes viel Erfolg und bedankte sich insbesondere bei den Jugendlichen für deren ehrenamtliches Engagement.

Zum Ende des zweitägigen Erfahrungsaustausches wurden noch die Ziele definiert, welche in diesem Jahr umgesetzt werden sollen. So wird in einem nächsten Schritt mit Einrichtungen Kontakt aufgenommen, um Interessierte Jugendliche an die Modellstandorte zu vermitteln. Des Weiteren wurden bereits die nächsten Termine vereinbart, bei denen weitere Inklusionspaten und Betreuer geschult werden. Ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch wird Anfang kommenden Jahres erneut durchgeführt.

Teilnehmende des Erfahrungsaustausches
Teilnehmende des Erfahrungsaustausches

Trotz der enormen Hitze, die während des Erfahrungsaustausches herrschte, wurden viele neue Ideen und Vorstellungen zusammengetragen.

Weitere Informationen geben die Mitarbeiter der Geschäftsstelle in Koblenz. Aktuelles und Neuigkeiten werden auch auf diesem Blog der Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz veröffentlicht.

Dieter Ferres

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