“Wir haben schon Einiges auf den Weg gebracht” – 4. Beirats-Treffen des Projektes „Jugend-und Feuerwehr auf Inklusionskurs“

Mitglieder des Projektbeirates vor dem neu gestalteten Poster zur "Inklusionspatenausbildung"
Mitglieder des Projektbeirates vor dem Poster zur “Inklusionspatenausbildung”

Mitte Oktober trafen sich die Mitglieder des Projektbeirates im Landesjugendbüro der Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz. Auf der Tagesordnung stand unter anderem das Thema „Novellierung des Landesbrand-und Katastrophenschutz Gesetz (LBKG)“, in Bezug auf die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung. Zudem wurden vorhandenen Herausforderungen angesprochen und Lösungsansätze diskutiert. Eine Herausforderung ist zum Beispiel das Thema Wettbewerbe.

Projektleiterin Meike Kurtz gab den Anwesenden einen Überblick, was seit dem letzten Treffen vor einem Jahr im Projekt geschehen ist. Neben einigen Veranstaltungen an den Modellstandorten wurde die sogenannte „Inklusionspatenausbildung“ zum dritten Mal durchgeführt. Kurtz stellte die Inhalte und Ergebnisse der Ausbildungen mit Hilfe eines Posters dar. An der Ausbildung haben insgesamt 31 Jugendliche, darunter 12 weiblich und 19 männlich, teilgenommen. Diese kamen aus den Landkreisen Alzey-Worms, Cochem-Zell, Neuwied, Mayen-Koblenz sowie Kaiserslautern und waren im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Weiterhin wurden 15 Betreuende aus den verschiedenen Jugendfeuerwehren ausgebildet.

Projektleiterin Meike Kurtz erläutert den Teilnehmenden die "Inklusionspatenausbildung"
Projektleiterin Meike Kurtz erläutert den Teilnehmenden die “Inklusionspatenausbildung”

Auch die Änderungen im LBKG, welche im März 2016 vorgenommen wurden, war ein wichtiger Punkt. Durch diese Änderungen haben die Entscheidungsträger nun eine klare Rechtslage, wenn Menschen mit Beeinträchtigung in die Jugend-und Feuerwehr eintreten möchten. Im Gesetz heißt es nun in §12 Abs.4:

„Die für den Feuerwehrdienst erforderliche grundsätzliche Eignung ist zu prüfen; […]. Die für die vorgesehene Verwendung erforderliche körperliche und geistige Eignung ist durch ein ärztliches Attest nachzuweisen. Menschen mit körperlichen, seelischen oder geistigen Beeinträchtigungen dürfen mit Zustimmung des Bürgermeisters in der Feuerwehr mitwirken, wenn sie für die vorgesehene Tätigkeit geeignet sind. Die ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen dürfen nur Einsatzdienst in Gefahrenbereichen leisten, wenn sie hierzu fachlich und körperlich in der Lage sind.“

Dies ist eine deutliche Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigungen in den Feuerwehren. Die Hanseatische Feuerwehr Unfallkasse (HFUK), hat eine Orientierungshilfe für die Aufnahme von Menschen mit Beeinträchtigung in die Feuerwehr herausgebracht. Solch eine Orientierungshilfe ist auch für Rheinland-Pfalz geplant. Dies wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da hier auch die neuen Unfallverhütungsvorschriften (UVV), welche sich zurzeit in der Überarbeitung befinden, mit einfließen sollen.

Im Laufe der Veranstaltung wurde das Thema Wettbewerbe als eine Herausforderung angesprochen.

Es bestehen seitens der Wertungsrichter einige Unklarheiten bezüglich der Bewertung von Jugendlichen mit Beeinträchtigungen, zum Beispiel bei der „Leistungsspange“. Die Beiratsmitglieder waren sich einig, dass hier nur eine einheitliche und gemeinsame Regelung auf Landes- bzw. Bundesebene zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen kann. Daher ist geplant, das Thema Inklusion auch in die Schulung der Wertungsrichter mit aufzunehmen.

Heike Stanowski von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz berichtete, dass beim sogenannten „Feuerwehrsportabzeichen“ ebenfalls eine Änderung geplant ist. „Es kam von den Feuerwehrleuten zunehmend die Anmerkung, dass die Anforderungen für einen freiwilligen Feuerwehrangehörigen zu hoch sind und diese nicht praxisnah seien. Auch in diesem Bereich ist eine Änderung erfahrungsgemäß schwierig, da hier verschiedene Meinungen und Interessen  in den jeweiligen Gremien vertreten sind.“, so Stanowski.

In der Vergangenheit haben sich Moritz Negwer und Heiko Sahm, Studierende von der Universität Koblenz-Landau im Rahmen einer Forschungsarbeit mit dem Projekt auseinandergesetzt. Hierfür wurden unter anderem die Projektleiterin, der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes (LFV) sowie Betroffene als auch Ausbilder von der Landesfeuerwehr-und Katastrophenschutz Schule (LFKS) interviewt. Im Fazit der Forschungsarbeit heißt es unter anderem:

„Die Forschung hat aufgezeigt, dass die Freiwillige Feuerwehr innerhalb ihrer Strukturen unterschiedliche Voraussetzungen, das Inklusionsvorhaben betreffend, aufweist. Auf der einen Seite stehen einige Ressourcen, die das Inklusionsvorhaben unterstützen und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Freiwilligen Feuerwehr begünstigen. Diese Ressourcen bilden eine gute Grundlage sowie ein großes Potenzial zum weiteren Ausbau. Demgegenüber stehen diverse Barrieren, die derzeit die Teilhabe der Menschen mit Behinderung erschweren. Es hat sich allerdings gezeigt, dass viele der Barrieren durch einen individuellen Umgang und durch Nutzung der vorhandenen Ressourcen abgeschwächt werden. Außerdem konnte gezeigt werden, dass alle Barrieren Ansatzpunkte bieten, sie zu überwinden. Um hierzu ein detailliertes Vorgehen zu erarbeiten, sind weiterführende Folgeforschungen denkbar.“ (Quelle:  Moritz Negwer, Heiko Sahm“ – „Auf dem Weg zur Inklusion – Ressourcen und Barrieren der Freiwilligen Feuerwehr Rheinland-Pfalz zur Umsetzung ihres Inklusionsanliegens“)

Projektleiterin Kurtz bedankte sich bei den Teilnehmenden für ihr Erscheinen und die bis jetzt geleistete Arbeit im Beirat. „Wir haben schon Einiges auf den Weg gebracht und sind optimistisch, dass das Projekt auch nach Beendigung des Förderzeitraums vor Ort implementiert werden kann. Im Frühjahr 2017 findet die Landesjugendfeuerwehrversammlung statt. Diese wird gleichzeitig die Abschlussveranstaltung des Projektes sein.“, so Kurtz.

 

Bilder: Alina Kranz/ Text: Christopher Zill

UPDATE – Interviewreihe Stand der Dinge zum Thema Inklusion an den Modellstandorten

Wie angekündigt werden die Interviews zum aktuellen Stand der Dinge beim Thema Inklusion nach und nach veröffentlicht und die Interviewreihe stetig erweitert.

Nachfolgend findet ihr zwei neue Interviews aus dem Kreis Kaiserslautern, welche im Rahmen eines inklusiven und internationalen Zeltlagers in Weilburg an der Lahn entstanden sind.

Im ersten Interview erzählt uns die Jugendleiterin einer Jugendfeuerwehr aus Finnland etwas über das dortige Feuerwehrwesen und wie das Thema Inklusion in ihrem Heimatland umgesetzt wird.  Es war ein sehr spannendes und interessantes Gespräch. Nach diesem Gespräch war uns klar, dass es trotz einiger Unterschiede auch viele Gemeinsamkeiten gibt 🙂

Im zweiten Interview kommt ein Jugendfeuerwehrwart der Jugendfeuerwehr Enkenbach-Alsenborn zur Wort. Er berichtet uns, wie die das Thema Inklusion in seiner Jugendfeuerwehr umgesetzt wird.

Viel Spaß beim Lesen. Nachfolgend findet ihr die neuen Interviews.

Demnächst folgen noch weitere Interviews aus den anderen Modellstandorten. Ihr dürft also gespannte sein 😀

Wie ticken Jugendliche? Ein Fachtag der DJF

So kamen denn aus nah und fern Vertreter/-innen verschiedener Jugendfeuerwehren nach Köln, denn die DJF hatte zu einem Fachtag geladen, der sich Großes vorgenommen hatte. Vor Ort waren Vertreter aus den Modellregionen Rheinland-Pfalz, Stuttgart, Odenwaldkreis und Berlin.

Zum einen sollte es um die Vorstellung der Ergebnisse des Vielfaltsprojekts „Im Tandem für eine bunte Jugendfeuerwehrwelt“ gehen, zum anderen der Bogen geschlagen werden zur illustren und umfangreichen Sinus-Milieu Studie, welche nichts Geringeres zum Ziel hat als jugendliche Lebenswelten zu erforschen. Daraus hervorgegangen ist unter anderem die viel beachtete Serie „Wie ticken Jugendliche?“ (2008, 2012, 2016). Doch jetzt der Reihe nach: Den kompletten Bericht der Deutschen Jugendfeuerwehr zur Veranstaltung findet ihr hier.

Häufig gestellte Fragen zum Thema “Inklusion und Feuerwehr”

Im Laufe des Projektes kamen bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen und Aktionen zahlreiche Fragen zum Thema “Inklusion und Feuerwehr” auf. Wir haben die am häufigsten gestellten Fragen in einem Dokument zusammengefasst und beantwortet.

Falls Ihr noch Fragen oder Anregungen zum Thema habt, dann meldet euch beim Landesjugendbüro der Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz oder direkt unter 0261-974 34-56 oder per Mail: zill@jf-rlp.de.

Wir freuen uns auf Eure Anregungen.

Ein Hinweis: Das Dokument findet ihr auch in unserem Downloadbereich “Vielfalt”.

Zudem findet ihr dort auch weitere Materialien (Interviews, Broschüren, Methodensammlung) zum Thema Inklusion und Integration.

Also vorbeischauen lohnt sich 🙂 

 

Umfrage “Menschen mit Beeinträchtigung in den Jugendfeuerwehren in Rheinland-Pfalz”

Mit dem Ziel aufzuzeigen, in welchen Jugendfeuerwehren in Rheinland-Pfalz Menschen mit Beeinträchtigungen tätig sind und wie die Erfahrungen vor Ort mit den Jugendlichen sind oder waren, haben wir in den letzen Monaten eine Umfrage bei allen Kreis-und Stadtjugendwarten durchgeführt.

Nach Auswertung der Umfrage hat sich gezeigt, dass es einige Jugendliche mit Beeinträchtigung in den verschiedenen Städten und  Kreisen in Rheinland-Pfalz gibt und bereits einige Erfahrungen gesammelt wurden.

Im Folgenden haben wir für Euch zusammengestellt, welche Erfahrungen die einzelnen Jugendwarte gemacht haben und welchen Werdegang die beeinträchtigten Jugendlichen vor Ort durchlaufen haben.

Folgende Jugendfeuerwehren haben uns ihre Erfahrungen mitgeteilt:

  • Jugendfeuerwehr Katzwinkel, Jugendfeuerwehr VG Daaden, Jugendfeuerwehr Flammersfeld im Kreis Altenkirchen
  • Jugendfeuerwehr Kalt/Rüber in der VG Maifeld im Kreis Mayen-Koblenz
  • Jugendfeuerwehr Kripp der Stadt Remagen im Kreis Ahrweiler
  • Jugendfeuerwehr Stadt Bendorf im Kreis Mayen-Koblenz

Die einzelnen Rückmeldungen aus der Umfrage könnt ihr hier nachlesen.

Wenn ihr euch mit einer der oben genannten Jugendfeuerwehren bzgl. Inklusion austauschen möchtet, wendet Euch entweder an den jeweiligen Kreis-oder Stadtjugendwart oder meldet euch beim Landesjugendbüro der Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz in Koblenz.

Wir würden uns über weitere Berichte von Jugendfeuerwehren freuen. An dieser Stelle möchten wir uns bei den Jugendwarten bedanken, dass sie sich dem Thema “Inklusion” geöffnet und uns über ihre Erfahrungen berichtet haben.