Im Rahmen des Projekts „Jugendfeuerwehr auf Inklusionskurs“ fand vom 21.-22. März 2015 die sogenannte „Grundqualifikation“ der Inklusionspatenausbildung in der Jugendherberge in Traben-Trarbach statt. Die Ausbildung der Inklusionspaten besteht aus der Grundqualifikation und einem Aufbauseminar. Ziel der Ausbildung ist es, die Jugendlichen und Betreuende auf die Aufnahme von Menschen mit Beeinträchtigung in die Jugendfeuerwehren vorzubereiten.
An der Veranstaltung nahmen insgesamt 22 Jugendliche mit ihren Betreuenden teil. Die Teilnehmenden kamen aus den Landkreisen Alzey-Worms, Mayen-Koblenz, Cochem-Zell und Neuwied.
Durch das Programm führten vier Referenten, welche durch den Projektmitarbeiter, Christopher Zill, unterstützt wurden. Jede und jeder der Referentinnen und Referenten konnte verschiedene Erfahrungen mit einbringen, sodass sich die Referierenden perfekt ergänzten – also ein inklusives Team.
Die Veranstaltung begann am Samstagmorgen um 10:00 Uhr. Die Referenten begrüßten die Teilnehmenden und lieferten einen Ausblick auf das Programm der nächsten zwei Tage. Damit die Teilnehmenden sich untereinander besser kennenlernten, wurden Spiele durchgeführt. Im Anschluss wurde geschaut, welche Kompetenzen und Beispiele gelebter Inklusion in den Jugendfeuerwehren bereits vorhanden sind. Es zeigte sich erneut, dass dieses Thema kein neues für die Jugendfeuerwehren ist, sondern schon viele Jugendfeuerwehren mit positiven Ergebnissen inklusiv arbeiten. Zwischendurch wurden die Gruppe in „Jugendliche“ und „Betreuende“ aufgeteilt und mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausgebildet. „Alltagserfahrungen mit Menschen mit Beeinträchtigung“, „Behinderungsbilder“ und die Gestaltung der Übungen, sodass alle teilhaben können, wurden thematisiert. Zudem wurden immer wieder die Rollen der Patinnen und Paten sowie die der Betreuenden in den Blick genommen.
Ein Highlight der Veranstaltung waren für alle Beteiligten die „Selbsterfahrungs-Stationen“. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit an sechs unterschiedlichen Stationen praktische Erfahrung zum Thema „Beeinträchtigungen“ zu sammeln. An einer Station wurde den Teilnehmenden mittels einem Stock der Arm oder das Bein „versteift“. So „beeinträchtigt“ sollten die Jugendlichen und Betreuenden versuchen einen Feuerwehrschlauch aus- und wieder einzurollen. Bei den anderen Stationen wurden zum Beispiel eine „Sehbehinderung“ oder „schlechtes Hören“ simuliert. Einige Betreuende nahmen das Angebot an, sich einen „Alterssimulationsanzug“ anzuziehen und damit die Treppen hinauf zu steigen.
Bestandteile des Alterssimulationsanzugs sind: eine eingefärbte „Skibrille“, welche das Sichtfeld stark einschränkt. Eine Weste mit Gewichten, welche das Stehen deutlich erschwert. Spezielle Schuhe, welche das Laufen einschränken sowie „Gelenkversteifer“, welche die Beweglichkeit der Arme und Beine einschränken. Zum Schluss werden dann die Hand- und Fußgelenke noch zusätzlich mit Gewichtsmanschetten beschwert.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend ist“, sagte Carsten Möller, Jugendwart der JF Bruttig-Fankel im Kreis Cochem-Zell, nach dem ablegen des Anzugs.
In den Pausen konnten die Jugendlichen ebenfalls einen weiteren Selbstversuch starten. Mit Hilfe von Schlafmasken wurde das „Blindsein“ simuliert. Die Herausforderung hierbei bestand darin, sich mit Hilfe einer Vertrauensperson trotz Blindheit zurecht zu finden. Besonders deutlich wurde die Einschränkung beim Essen des Kuchens, sodass am Schluss die Hände zur Hilfe genommen werden mussten ;-). Das „Ausbildungsprogramm“ endete gegen 18:00 Uhr. Am Abend hatte dann alle noch die Möglichkeit gemeinsam verschiedene Filme zum Thema „Inklusion“ zu schauen.
Der zweite Tag begann um 09:00 Uhr. Nach der Begrüßung durch die Referenten hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit ein Feedback zum gestrigen Tag abzugeben. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Danach wurde die Gruppe erneut in „Jugendliche“ und „Betreuende“ aufgeteilt. Sie sollten jeweils überlegen, welche Eigenschaften der „all-inclusive Betreuende“ oder „all-inclusive Inklusionspate“ haben sollte. Die Ergebnisse wurden später in der großen Runde vorgestellt. Zum Abschluss teilte der stellvertretende Landesjugendfeuerwehrwart, Tobias Zelter, die Teilnahmebescheinigungen aus, zeigte sich begeistert über das Engagement und lobte die Teilnehmenden für ihren Mut neue Wege zu gehen. Die Veranstaltung endete gegen 15:00 Uhr.
Das Fazit der zweitätigen Veranstaltung war sehr positiv. „Tolle Veranstaltung, gute Organisation, es hat mir und den Jugendlichen viel Spaß gemacht.“, sagte Christian Steinberger, Jugendwart der Jugendfeuerwehr Gundersheim aus dem Kreis Alzey-Worms. Auch der Kreisjugendwart aus Mayen-Koblenz, Horst Klee, zeigte sich zufrieden: „Mich hat überrascht, dass die Jugendlichen von Anfang an wenig Berührungsängste gegenüber den Jugendlichen aus anderen Jugendfeuerwehren gezeigt haben.“ Für Jan-Eric Henn, Jugendlicher von der Jugendfeuerwehr Kurtscheid aus dem Kreis Neuwied, war die Veranstaltung ebenfalls ein Erfolg „Habe viele neue Sachen gelernt. Das Projekt ist gelungen“, sagte er nach Abschluss der Veranstaltung.
Auch das Team der Referentinnen und Referenten zieht ein positives Fazit und ist von dem ehrenamtlichen Engagement der Jugendfeuerwehrmitglieder begeistert. Projektleiterin, Meike Kurtz, sagte stellvertretend für das Referententeam: „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Dieser ist den hoch motivierten und großartigen Jugendlichen und Betreuenden der Jugendfeuerwehren zu verdanken. Vielen Dank nochmal für euren tollen Einsatz für eine bunte Jugendfeuerwehr!“
Bereits Mitte April findet das Aufbauseminar statt. Eine zweite Durchführung der Ausbildung „Inklusionspate“ startet bereits im Mai und ist schon jetzt ausgebucht. Wir planen für das nächste Jahre weitere Ausbildungstermine.