Inklusion – nicht einfach, aber mutig!

Vor einigen Tagen hatte ich Florian nach der Teilnahme an einem Zeltlager getroffen. Voller Stolz erzählte er mir, welche Wettbewerbe er gewonnen hatte und was auf dem Zeltlager alles veranstaltet wurde für die Teilnehmer.

Dann kam er auf ein ganz anderes Thema und erzählte: „ Du hör mal. Bei der Jugendfeuerwehr gibt es doch das Projekt „Jugendfeuerwehr auf Inklusionskurs“. Bei dem Zeltlager ist mir hierzu einiges aufgefallen. Da war eine Jugendfeuerwehr mit einem 12-jährigen Autisten als Mitglied. Er war mit den anderen zusammen angereist und hat sich seinen Platz im Zelt eingerichtet. Zunächst verlief alles unauffällig. Im Verlaufe des Zeltlagers ist mir aber aufgefallen, dass der Jugendliche sehr oft alleine auf dem Zeltplatz umherlief. Er fasste alles an, fragte viel die Leute auf dem Platz nach irgendwelchen Dingen und sah sich viele Sachen interessiert an. Meistens jedoch alleine oder mit ein und demselben Betreuer. Ich wurde neugierig und ging dem Ganzen mal etwas auf die Spur. Die Eltern des Jungen waren vor einiger Zeit an die Jugendfeuerwehr herangetreten und fragten an, ob es eine Möglichkeit für ihren Sohn in der Jugendfeuerwehr gäbe. Bei den Verantwortlichen gab es unterschiedliche Meinungen. Während der lebensältere und erfahrene Betreuer sich durchsetzen konnte, waren der jüngere Jugendfeuerwehrwart und die anderen Betreuer nicht so begeistert. Bei den Jugendlichen selber gab es ebenfalls zwei Lager. So kam es eben, dass der Jugendliche es nicht leicht hatte, innerhalb der Gruppe sich zu etablieren. Er fiel mir oft auf, so zum Beispiel am Kiosk. Seine Neugier trieb in den Kiosk hinein. Natürlich berührte er viele Dinge und stellte viele Fragen. Bereitwillig wurden diese auch beantwortet und seine Einschränkung ist den Erwachsenen gar nicht aufgefallen. Dann ging es weiter ins Büro der Lagerleitung. Auch hier das gleiche Bild. Er berührte alles sanft mit seinen Händen und hatte sehr viele Fragen. Auch hier wurde ihm bereitwillig alles beantwortet. Es machte sogar Spaß, da die Fragen intelligent gestellt wurden. Diese Besuche häuften sich in den nächsten Tagen. Natürlich konnte ihm nicht immer die Zeit gewidmet werden, wie es sicher sinnvoll gewesen wäre, aber die übrige Lagerarbeit musste auch geplant werden. Irgendwie fiel mir dieser Junge immer wieder auf. In der eigenen Jugendfeuerwehr zeigten sich genervte Betreuer und auch einige Jugendliche. Dann entdeckte ich ihn später im Nachbarzelt. Über einen langen Zeitraum hielt er sich dort auf. Er war bei seinen Nachbarn integriert und bediente den Grill. Er sorgte für leckeren Nachschub für die Nachbarjugendfeuerwehr. Auch hat er die Jugendflamme der Stufe 1 erfolgreich beim Zeltlager erworben. Der „ältere“ Betreuer bemühte sich sehr oft um ihn. Den anderen Betreuern war es eher lästig und sie beeinflussen die Gruppe entsprechend ihrer Meinung. Dass es auch anders geht, zeigt sich am Verhalten der Jugendfeuerwehr im Nachbarzelt. Das hat mich aber nachdenklich gemacht, wie unterschiedlich auch Gruppen mit Menschen mit Beeinträchtigung umgehen. Es gibt also noch viel zu tun.“

Sehr interessiert hörte ich mir die Geschichte an und machte mir natürlich auch meine Gedanken. Mir zeigt es auf, dass noch viele Hürden zu überwinden gilt und noch viel Aufklärungsarbeit bei den Verantwortlichen notwendig ist. Andererseits war aber die Schilderung über das aufgeweckte und interessierte Verhalten des Jugendlichen ein Beweis dafür, dass es möglich ist.

Also: Mitmachen und mutig sein bei Jugendfeuerwehr auf Inklusionskurs!

Dieter Ferres

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